Mit welchen Heilmitteln arbeiten wir im Haus am Stalten?

Einleitung

In unser Haus kommen Menschen mit allgemeinmedizinischen Beschwerden, psychosomatischen Störungen, Krebs und anderen schweren Krankheiten oder wenn der Wunsch nach Ruhe, Stärkung und Neubeginn in Lebenskrisen besteht. Wir bieten stationäre Aufenthalte zur medizinischen Behandlung und Rehabilitation an,  welche in der Regel drei bis vier Wochen dauern, im Einzelfall auch kürzer oder länger. Menschen können aber auch zu ambulanten Beratungen und Behandlungen kommen, wenn Sie Interesse an einer durch Anthroposophie erweiterten Medizin haben. Therapeutisch kommen eine Vielzahl von Heilmitteln zum Einsatz, eigentlich aus allen Bereichen des Lebens, die hier in einigen Grundzügen vorgestellt werden.

 

  1. Eine heilkräftige Umgebung

Der Stalten liegt auf 700 Metern an den Südhängen des Schwarzwaldes. Die umgebende Natur ist besonders heilkräftig, die Luft ist gut, Wälder und Wiesen sind weitgehend naturbelassen und vital und das Waldbaden ist genauso ein wesentlicher Teil des Behandlungsprogrammes wie der Aufenthalt in unserem Garten, der eine Oase der Stille, der Entspannung und der Regeneration ist. Eine systematische Nutzung dieser natürlichen Heilkräfte kann angeleitet und gelernt werden. Erweitert wird dieses Angebot durch einen Heilpflanzengarten, der in Planung ist, um den Menschen die Möglichkeit zu geben ein besonderes und persönliches Verhältnis zu einzelnen Heilmitteln zu entwickeln, die bei uns im Einsatz sind.

 

  1. Nahrungsmittel als Heilmittel

Lasst eure Nahrungsmittel eure Heilmittel sein! (Hippokrates) Was der griechische Vater der Medizin vor 2400 Jahren ausdrückte, ist auch heute noch gültig: Eine gesunde Ernährung ist die Grundlage der Gesundheit. Deshalb bereiten wir alle Gerichte selbst zu und verwenden dafür vorwiegend biologisch-dynamisch angebaute Produkte, wenn möglich aus der Region. Äußerer Ausdruck davon ist die Bio-Zertifizierung auf Speisen und Getränke (DE-ÖKO-006, ABCERT). Wir kochen vegetarisch-vollwertig und berücksichtigen bei Bedarf spezielle Diäten (z.B. bei Laktose- oder Gluten-Unverträglichkeit).  Unser Wasser stammt aus der hauseigenen Quelle und ist von besonders guter Qualität, was für die Gesundheit von großer Wichtigkeit ist. Ergänzt wird dieses Basisangebot durch spezifische medizinische Tees wie einen Bittertee zur Anregung des Stoffwechsels der täglich zur Mahlzeit gereicht wird.

 

  1. Äußere Anwendungen

In unserer Bäderabteilung nutzen wir spezielle Öle für Teileinreibungen, Ganzkörpereinreibungen, Massagen nach Dr.  Ita Wegman und nach Dr. Simeon Pressel sowie für medizinische Bäder. Jede Pflanze und jedes Mittel ist ein Multitalent, das in der Hand des erfahrenen Therapeuten für vielfältige Zwecke eingesetzt werden kann. Auch spezifische Organeinreibungen mit metallischen Salben kommen gerne zur Anwendung. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich  die Heublumensäcke, die fast alle Patienten zur Mittagszeit zur Unterstützung der Leber und des Stoffwechsels nach dem Mittagessen erhalten. Ähnlich intensiv wirken Nierenwickel mit Ingwer oder Bienenwachsauflagen. Darüber hinaus arbeiten wir mit Craniosakral-Therapie, Ergotherapie und Krankengymnastik, je nach Bedarf und Notwendigkeit. Neuerdings können wir auch eine kompetent ausgeführte Akupunktur anbieten, die wesentlich zu einer Erweiterung unserer Behandlungsmöglichkeiten beiträgt. Außerdem ganz neu ist bei uns der Einsatz von Lichttherapie mit Hilfe einer Bioptron-Lampe, welche mit polarisiertem, polychromatischem Licht arbeitet, das bei verschiedenen Indikationen eingesetzt werden kann.

 

  1. Einsatz der Kunst als Heilmittel

Auch Kunst ist ein grundlegendes Therapeutikum in unserem Behandlungskonzept. In der Kunsttherapie werden Malen, Formenzeichnen und  Plastizieren therapeutisch genutzt, in Musiktherapie und Sprachgestaltung wie der Name schon sagt Musik und Sprache, um auf Körper, Seele und Geist in harmonisierender Weise einzuwirken.  In der Heileurythmie, die eine spezifische Weiterentwicklung der Kunsteurythmie und der hygienischen Eurythmie ist, werden Sprache, Musik und Bewegung eingesetzt, um Wirkungen auf das Innere des Menschen zu erzielen.  Dann wird bei uns auch ein besonderes Augenmerk auf Kunstbetrachtungen gelegt. Schon in der Antike war Kunst ein universelles Heil- und Erziehungsmittel. In jedem Fall geht es darum, die Eigenaktivität und die Kreativität im Menschen zu wecken und zu stärken. Diese schöpferischen Kräfte sind identisch mit denjenigen Kräften, die eine Selbstheilung bewirken können!

 

  1. Die medikamentöse Therapie im engeren Sinne

Die eigentliche Pharmakotherapie in der Anthroposophischen Medizin ist ein Spezialgebiet des gesamten Behandlungsspektrums. Deren Grundlage bilden die schulmedizinischen Medikamente. Diese werden bei Bedarf unter anthroposophischen Gesichtspunkten eingesetzt. Wesentlich erweitert wird das Spektrum der medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten durch Mittel der Naturheilkunde, der Homöopathie und solche, die direkt und speziell zur Anthroposophischen Medizin gezählt werden können. Letztere sind hauptsächlich Kombinationspräparate, die mit Bedacht gewählt und zusammengestellt worden sind, um spezifische Wirkungen im Patienten zu entfalten. Einige von diesen Mitteln haben sich in der täglichen Praxis als besonders häufig hilfreich und nützlich erwiesen. Es braucht nicht besonders betont zu werden, dass diese Mittel je nach Wissen und Können der behandelnden Ärzte durch individuell zusammengestellte Einzelmittel ersetzt oder ergänzt werden können. In jedem Fall gilt was schon Hippokrates gesagt hat: „ Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt“. Diese natürliche Heilkraft zu stärken und wieder zur vollen Wirkung zu bringen ist ein vordringliches  Ziel der Behandlungen.

 

  1. Ärztliche Gespräche und Psychotherapie

Schließlich kommen wir durch Psychotherapie, Psychoonkologie, Biographie-Arbeit und Lebensberatung in den Bereich von einer Gesprächs-Kunst, die zu einer tieferen Erkenntnis des Seelischen und Geistigen im Menschen führen soll. Die meisten dieser Gespräche finden in Einzelsitzungen statt, es gibt aber auch Gruppenarbeit und den sogenannten Mittagskreis, zu dem Ärzte und Patienten täglich zusammenkommen, um über Fragen der Patienten sowie über den tieferen Sinn und die Möglichkeiten einer Anthroposophischen Medizin gemeinsam zu sprechen.

 

  1. Heilen mit Wärme

Bei allen schon genannten Therapien spielt die Anregung der Wärmebildung eine besondere Rolle, da alle Änderungen im Leben maßgeblich durch die Wärme möglich gemacht werden. Der belebte Körper soll wohlig und von innen warm sein, ebenso soll eine seelische Erwärmung stattfinden und die Begeisterungsfähigkeit soll wieder geweckt werden, damit die eigenen Lebensziele in die Tat umgesetzt werden können. Eine spezifische Form der Wärmetherapie ist die Fiebertherapie. Wir verwenden hier die Ganzkörper-Hyperthermie, welche insbesondere bei onkologischen Erkrankungen aber auch bei vielen anderen chronischen Krankheiten mit Erfolg eingesetzt wird. Diese ist eine wunderbare Ergänzung der Misteltherapie, die schon seit 100 Jahren eine zentrale Rolle in der Anthroposophischen Heilkunst spielt. Durch diese beiden therapeutischen Ansätze wird die Entgiftung gefördert, der Stoffwechsel angeregt, das Immunsystem gestärkt und eine neue und viel bewusstere Beziehung zwischen Körper, Seele und Geist wird angeregt.

 

  1. Heilen mit viel Zeit

Ein ganz wichtiger Faktor in der therapeutischen Arbeit ist die Zeit. Alle Arbeiten und Tätigkeiten sollen wo es möglich ist in Ruhe, mit Achtsamkeit und mit viel Zeit angegangen werden. Das gilt für Spaziergänge, für die Mahlzeiten, für alle Behandlungen, für die Gespräche, eigentlich für das gesamte Leben! Die Entspannung, das Ausatmen, der gute und erholsame Schlaf, Zeiten für die Selbst-Besinnung und eine neue Ausrichtung sind anzuraten und zu fördern. Es ist sehr hilfreich, bestimmte Rhythmen im Tagesablauf zu beachten, damit es zu einer Harmonisierung der rhythmischen Vorgänge im Menschen selber kommen kann.

 

  1. Über die Zusammenarbeit

Ganz besonders großer Wert wird in unserem Haus auf eine Zusammenarbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelegt. Grundlage einer guten Therapie ist eine entsprechende Atmosphäre im Haus, zu der alle beitragen, die dort tätig sind, von der Verwaltung über die Hauswirtschaft und die Hausmeisterei bis hin zu Küchenpersonal, Gärtnern, Pflegenden, Therapeuten, Psychotherapeuten und Ärzten. Jede Tätigkeit bis hin zur Auswahl und Verabreichung von Medikamenten soll mit Achtsamkeit und Liebe geschehen. Eine anspruchsvolle Richtlinie, der wir immer besser gerecht werden wollen.

 

 

Zusammenfassung

Das Herzstück unserer Arbeit im Haus am Stalten ist die Zusammenarbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.  Die Ärzte, Therapeuten und Pflegenden treffen sich zwei Mal in der Woche zu speziellen therapeutischen Besprechungen, wenn nötig auch zwischendrin zu jeder Zeit. Neben internen Fortbildungen steht die Vorstellung von allen neu aufgenommenen Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt damit alle Beteiligten in der Therapie unter gemeinsamen Gesichtspunkten tätig sein können. Im Verlauf des Aufenthaltes können die verschiedenen Maßnahmen aus allen genannten Bereichen dann koordiniert und den Erfordernissen entsprechend angepasst werden.

 

Die Anthroposophische Medizin ist ihrem Wesen nach eine Integrative Medizin, die alle am therapeutischen Prozess Beteiligten einschließt, ebenso alle Gebiete des Lebens und dementsprechend auch aus allen Gebieten ihre Heilmittel nehmen kann!

 

Das was Hippokrates in der Morgenröte der modernen Medizin zu den Ärzten sagte, sollte heute für alle Therapeuten gelten: „Es ist vernünftig, von einem Arzt zu erwarten, dass er vor der Macht des Geistes, Krankheiten zu überwinden, Achtung hat“! Wir möchten unter Einsatz von allen Möglichkeiten, welche uns zur Verfügung stehen, zu einer Gesundung der Menschen beitragen. Dabei sehen wir uns als Vermittler einer Heilung, welche durch die Kraft des Geistes im Menschen selber stattfindet.

 

 

Christian Büttner

 

 

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