Was ist eigentlich wirklich gesund?
von Dr. med. Christian Büttner
I. Zur Definition von Gesundheit
In diesen Tagen soll das gesamte Leben auf der Erde der „Gesundheit“ aller Menschen
untergeordnet werden. „Es geht um die Gesundheit!“, hören wir an allen Ecken und Enden,
erstaunlicherweise auch von vielen Menschen, die sich bisher nicht besonders als
Gesundheitsapostel hervorgetan haben. Oder von solchen, denen jegliche fachliche oder auch
menschliche Qualifikation fehlt, um über dieses Thema zu sprechen. Aber ist es wirklich
gesund, was uns hier als Gesundheit aufgetischt wird?
Während meines Studiums in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts lernte ich von
einem meiner Professoren noch eine alte Definition von Gesundheit kennen: „Gesundheit ist die
Abwesenheit von Krankheit!“ Gesundheit wurde also als eine Ausschlussdiagnose interpretiert,
die nicht näher erklärt werden konnte. Dementsprechend lernte ich während meiner
Ausbildung vieles über Hunderte von Krankheiten und wie diese zu bekämpfen seien, aber
wenig bis gar nichts über Gesundheit oder wie diese zu pflegen, zu schützen oder zu gewinnen
wäre.
In der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) las ich später: „Die Gesundheit ist
ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das
Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Dies beschreibt keine Ausschlussdiagnose, sondern ein in
ferner Zukunft liegendes hehres Ziel. Aber auch diese Definition schien mir nicht wirklich
hilfreich für die momentane Lebenswirklichkeit zu sein, weil nach ihr vielleicht nur der an
einer Manie erkrankte Mensch heute eine gewisse Chance hätte, sich als „gesund“ zu
bezeichnen.
Wie können wir uns der Frage nach einer umfassenden und die Wahrheit abbildenden
Definition von Gesundheit und dessen was wirklich gesund ist, so nähern, sodass wir
praktische Konsequenzen für unser Leben und für unsere Handlungsweise ziehen können?