WAS IST MENSCHENWÜRDE?
Dr. med. Christian Büttner
I. Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland spricht es klar und
deutlich aus:
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen
ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Staaten wird der Wahrung der
Menschenwürde eine vergleichbare Stellung eingeräumt. So heißt es in der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen in Artikel 1:
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft
und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
Was aber genau ist diese unantastbare Menschenwürde? Wie gehen wir angesichts der
vielzitierten Corona-Pandemie mit ihr um? Schützt alle staatliche Gewalt diese unsere
Menschenwürde rückhaltlos? — Gerade in Krisensituationen zeigt es sich zuweilen am
schnellsten, wes Geistes Kind wir sind oder vielleicht auch geworden sind.
Immerhin sah sich Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble angesichts von massiven
Einschränkungen einiger Grundrechten in Deutschland innerhalb kürzester Zeit, zu folgendem
Statement aufgerufen:
Aber wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss
ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig. Grundrechte beschränken sich
gegenseitig. Wenn es überhaupt einen absoluten Wert in unserem Grundgesetz gibt, dann ist
das die Würde des Menschen. Die ist unantastbar. Aber sie schließt nicht aus, dass wir
sterben müssen. (1)
Machen wir uns also auf die Suche nach einem tieferen Verständnis unserer Menschenwürde.
Worin liegt sie begründet? Wie können wir diesen Begriff mit wirklichem Leben füllen?
II. Ein kleiner geschichtlicher Rückblick
Unsere moderne Kulturepoche (Neuzeit) beginnt im 15. Jahrhundert mit der Renaissance. In
Florenz trafen sich Geistesgrößen wie Michelangelo, Leonardo und Raffael und viele andere im
Beginn dieser Zeit. Unter ihnen war auch der Philosoph Giovanni Pico della Mirandola (1463 –
1494), der im Alter von nur 23 Jahren seine grundlegende Schrift „Über die Würde des
Menschen“ verfasste, welche allerdings erst nach seinem frühen Tod mit 31 Jahren
veröffentlicht werden konnte, weil er mit dem Bann des Papstes belegt worden war. In dieser
lässt er Gott zu Adam sprechen:
Wir haben dir keinen festen Wohnsitz gegeben, o Adam, kein eigenes Aussehen noch
irgendeine besondere Gabe, damit du den Wohnsitz das Aussehen und die Gaben, die du dir
ausersiehst, entsprechend deinem Wunsch und Entschluss habest und besitzest. Die Natur
der übrigen Geschöpfe ist fest bestimmt. Du sollst dir deine Natur ohne jede Einschränkung,
nach deinem Ermessen, dem ich dich anvertraut habe, selbst bestimmen. (2)
Dies bedeutet, dass dem Menschen von Anfang an, der Keim zum „frei sein“ eingepflanzt
wurde!
Adam bedeutet auf Hebräisch „Mensch“. Pico erkennt den Menschen in seiner Ebenbildlichkeit
Gottes als ein schöpferisches Wesen, das sich zum freien Willen erheben kann und
gerade dadurch seine Würde bekräftigt und manifestiert! Er führt weiter aus:
Du kannst zum Niederen, zum Tierischen entarten; du kannst aber auch zum Höheren, zum
Göttlichen wiedergeboren werden, wenn deine Seele es beschließt. (2)
Hier wird ausgedrückt, dass die Menschenwürde unserem tiefsten Wesen, unserer Geistigkeit,
innewohnt und zugrunde liegt. Wir haben das Potential, uns zu Schöpfern zu entwickeln.
Allerdings ist auch deutlich, dass mit der Möglichkeit zur Freiheit auch das Scheitern gegeben
ist und gegeben sein muss.
Aufgegriffen werden diese Gedanken dann insbesondere in der Zeit des Deutschen Idealismus.
So schreibt Johann Gottfried Herder:
Humanität ist der Schatz und die Ausbeute aller menschlichen Bemühungen, gleichsam
die Kunst unseres Geschlechtes. Die Bildung zu ihr ist ein Werk, das unablässig fortgesetzt
werden muss, oder wir sinken, höhere und niedere Stände, zur rohen Tierheit,
zur Brutalität zurück. (3)
Friedrich Schiller beschreibt es in seinem Aufsatz „Über Anmut und Würde“ so:
So wie die Anmut der Ausdruck einer schönen Seele ist, so ist Würde der Ausdruck einer
erhabenen Gesinnung… Beherrschung der Triebe durch die moralische Kraft ist
Geistesfreiheit, und Würde heißt ihr Ausdruck in der Erscheinung. (4)
Und etwas weiter im Text:
Bei der Würde führt sich der Geist in dem Körper als Herrscher auf, denn hier hat er seine
Selbständigkeit gegen den gebieterischen Trieb zu behaupten, der ohne ihn zu Handlungen
schreitet und sich seinem Joch gern entziehen möchte.
Körper, Seele und Geist werden von Schiller ganz selbstverständlich in ihrem Wechselverhältnis
beschrieben!
Wie sollen wir heutzutage zu einem Begriff von einer wahrhaftigen Menschenwürde kommen,
wenn wir den ganzen Menschen in reduktionistischer Weise auf seinen Körper beschränken
und kein wirklichkeitsgemäßes Verständnis von Seele und Geist mehr haben? Dies ist schlicht
und ergreifend nicht möglich!!!
In vollständiger Klarheit wird das Wesen der Menschenwürde durch Rudolf Steiner in seiner
„Philosophie der Freiheit“ enthüllt:
Läge nicht in der menschlichen Wesenheit der Urgrund der Verträglichkeit, man würde sie
ihr durch keine äußeren Gesetze einimpfen! Nur weil die menschlichen Individuen eines
Geistes sind, können sie sich auch nebeneinander ausleben. Der Freie lebt in dem Vertrauen
darauf, dass der andere Freie mit ihm einer geistigen Welt angehört und sich in seinen
Intentionen mit ihm begegnen wird. Der Freie verlangt von seinen Mitmenschen keine
Übereinstimmung, aber er erwartet sie, weil sie in der menschlichen Natur liegt. Damit ist
nicht auf die Notwendigkeiten gedeutet, die für diese oder jene äußeren Einrichtungen
bestehen, sondern auf die Gesinnung, auf die Seelenverfassung, durch die der Mensch in
seinem Sich-Erleben unter von ihm geschätzten Mitmenschen der menschlichen Würde am
meisten gerecht wird. (5)
Auch hier wird aufmerksam gemacht auf eine bestimmte Gesinnung, auf eine Seelenverfassung,
welche Voraussetzung zur Verwirklichung von menschlicher Würde ist. Wir ahnen,
wie weit wir noch von der Umsetzung des hier beschriebenen entfernt sind, sollten aber die
genannte Zielsetzung niemals aus dem Auge verlieren. Wir tragen den Keim der
Menschenwürde von allem Anfang an in uns, er muss aber noch, durch unser Mitwirken, zur
vollen Blüte entwickelt werden!
III. Welche Gefahren und Widerstände stehen der Menschenwürde entgegen?
Das Verbreiten von Angst und Panik ist nicht geeignet, die Würde des Menschen zu wahren
und zu stärken. Im Gegenteil, es ist lange bekannt, dass Angst und Schrecken direkt
immunschädlich wirken, sodass physiologische Funktionen in allen wesentlichen Organen des
Körpers innerhalb kürzester Zeit gestört und geschädigt werden. Die Auswirkungen auf die
Seele des Menschen sind gleichfalls bekannt. Jeder Mensch kann, wenn er auch nur zu einem
Minimum an Selbst-Reflexion fähig ist, den Ausspruch: „Angst essen Seele auf“ aus eigener
Anschauung nachvollziehen. Geistig betrachtet wird sich der Mensch durch die Konfrontation
mit der Angst weiterentwickeln und seine Kräfte des Mutes sowie sein Selbst-Bewusstsein
stärken können.
Das ist aber eine große Herausforderung. Denn die Schwierigkeiten treten uns auf verschiedene
Weise entgegen:
- durch äußere „Zufälle“ oder Schicksalsschläge,
- durch körperliche Gebrechen, Hindernisse, Krankheiten usw.
- durch unterdrückte Gefühle, ungesunde Gedankenmuster und dergleichen,
- durch geistige Widerstände und Behinderungen.
Sie müssen zuerst von uns erkannt werden. Dann können wir uns an den Prozess der
Umwandlung machen. Mitgefühl und Liebe (auch und besonders mit uns selbst!), sind die
Betriebsmittel auf diesem Wege. Ohne die Entwicklung von Mitgefühl und Liebe wird es auch
keine Freiheit des Menschen geben und die Menschenwürde wird uns abhandenkommen.
*
In der Medizin beobachte ich nun schon seit 35 Jahren, dass besonders schwere Krankheiten
wie Krebs oftmals verteufelt werden, und im Umgang mit ihnen sehr stark mit Angst gearbeitet
wird. Es wird von furchtbaren Krankheiten gesprochen, bisher hauptsächlich von „bösartigen“
Krankheiten, welche den Menschen vernichten werden und neuerdings auch von Killerviren,
die das Potential haben die Menschheit auszurotten. Dementsprechend wird diesen
Krankheiten mit markigen Worten und militanten Therapien der „Krieg“ erklärt: dem Krebs
wird vor oder nach dem chirurgischen Eingriff vorrangig mit chemischen Waffen und
Bestrahlungen zu Leibe gerückt. Bisher mit eher mäßigem Erfolg. Darüber hinaus ist die Zahl
der Neuerkrankungen in den vergangenen hundert Jahren kontinuierlich und dramatisch
angestiegen, ohne dass man eine wirkliche Erklärung dafür hat. — Zunehmend wird dieses
Szenario auch auf Infektionskrankheiten ausgedehnt, und heute befinden wir uns alle in einem
wirklichen Krieg gegen das Coronavirus, einen unsichtbaren Gegner, der überall, selbst in
unseren Liebsten, auf uns lauert. In der aktuellen beispiellosen Kampagne soll den Menschen
weisgemacht werden, dass nur eine Massenimpfung, zur Not auch mit Zwang, zur Rettung der
Menschen in der Lage sei? Merken wir nicht, dass wir uns durch die gängigen Maßnahmen in vielen Fällen immer weiter von unseren Körpern entfremden, uns und unser Leben selbst
zerstören?
In einem internen 17seitigen Papier des Innenministeriums wird direkt darauf hingewiesen,
wie man den Menschen am wirkungsvollsten Angstmachen kann und wir können die
Auswirkungen einer solchen Strategie jeden Tag an den Reaktionen in der Bevölkerung
beobachten:
Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen
einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:
1) Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus
gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das
Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst. Die
Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu
helfen, ebenfalls. Die Bilder aus Italien sind verstörend.
2) „Kinder werden kaum unter der Epidemie leiden“: Falsch. Kinder werden sich leicht
anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie
dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl
haben, Schulddaran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände
zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.
3) Folgeschäden: Auch wenn wir bisher nur Berichte über einzelne Fälle haben,
zeichnen sie doch ein alarmierendes Bild. Selbst anscheinend Geheilte nach einem
milden Verlauf können anscheinend jederzeit Rückfalle erleben, die dann ganz
plötzlich tödlich enden, durch Herzinfarkt oder Lungenversagen, weil das Virus
unbemerkt den Weg in die Lunge oder das Herz gefunden hat. Dies mögen Einzelfälle
sein, werden aber ständig wie ein Damoklesschwert über denjenigen schweben, die
einmal infiziert waren. Eine viel häufigere Folge ist monate- und wahrscheinlich
jahrelang anhaltende Müdigkeit und reduzierte Lungenkapazität, wie dies schon oft
von SARS-Überlebenden berichtet wurde und auch jetzt bei COVID-19 der Fall ist,
obwohl die Dauer natürlich noch nicht abgeschätzt werden kann. (6)
Wie ist es möglich, dass unsere eigene Regierung „zum Schutze unserer Gesundheit“ mit
solchen Mitteln und Methoden arbeiten darf und dies auch tatsächlich tut? In unserem Staat,
wo die Achtung und der Schutz der Menschenwürde als oberstes Gebot in der Verfassung
steht!!! Auch wissenschaftlich betrachtet ist Angst so ziemlich das Ansteckendste, was es auf
der Welt gibt. Auf jeden Fall viel ansteckender und weitaus lebensgefährlicher als ein
Grippevirus wie das inzwischen zu zweifelhafter Berühmtheit gekommene Coronavirus. Selbst
vor entsprechendem Druck auf Kinder wird nicht Halt gemacht!!! Auch wird der Schutz der
älteren Mitmenschen ausgerufen, ohne dass diese in irgendeiner Weise gefragt oder gar in
Entscheidungen mit einbezogen werden.
*
Meine leibliche Mutter ist inzwischen 95 Jahre alt und lebt in einem Altenheim. Sie hat 6
Kinder zur Welt gebracht und als praktische Ärztin und als Schulärztin gearbeitet. Im zweiten
Weltkrieg hat sie als junge Frau in der Straßenbahn in Essen im Ruhrgebiet gearbeitet:
Jeden Tag gab es Bombenangriffe, aber eine durchgängige Ausgangssperre gab es nicht. Wir
haben uns damals weitgehend frei bewegt und große Angst habe ich eigentlich auch nicht
gehabt. Am Ende des Krieges habe ich gedacht, dass ich so etwas schreckliches sicher nicht wieder erleben werde. Jetzt ist es aber wieder so schlimm wie im Krieg; es gibt eine
Ausgangssperre den ganzen Tag, die meisten Menschen sind in Panik und ich kann euch und
andere Menschen nicht mehr treffen. Ihr wisst gar nicht, wie wichtig das für uns Alte ist.
Und in Bezug auf Politiker und Virologen fragt sie mich fassungslos:
Ja wissen die denn nicht, dass der Mensch ein Immunsystem hat, welches durch Krankheiten
und den gesunden Umgang mit ihnen trainiert wird?
Als sie auf einem ihrer täglichen kleinen Spaziergänge außerhalb des Geländes ihres
Altenheimes (ohne Kontakt zu irgendwelchen anderen Menschen) unterwegs war, ist sie
denunziert worden und es wurde dem ganzen Heim mit einer kompletten Abschottung gedroht,
wenn das wieder vorkäme!
*
Heute wird uns von Fachspezialisten wie Virologen oder Tiermedizinern oder gar von
schwerreichen Menschen, die mit Computern und Aktien Geld gemacht haben (und darüber
hinaus in der Regel keinerlei Erfahrung im praktischen Umgang mit Patienten haben!) erzählt,
wie gefährlich Infektionskrankheiten sind und dass es keine Mittel zur Behandlung von solchen
Erkrankungen gäbe. Das ist eine glatte Lüge. Das kann nur ein Mensch sagen, der sich nicht mit
Naturheilkunde, Homöopathie, Anthroposophischer Medizin, TCM, Akupunktur usw. usf.
beschäftigt hat. Die Welt ist voll von Mitteln und Methoden, welche den Körper und
insbesondere das Immunsystem stärken, sodass viele Menschen nur wenige und leichte
Symptome von einer Infektionskrankheit bekommen.
- Die Ernährung spielt dabei eine überragende Rolle, weil ein großer Teil unseres
Immunsystems im Darm mit allen seinen Bakterien und Viren lokalisiert ist; ebenso
gesunde Bewegung, Sport, Tanz, Massagen, Bäder, Aufenthalte in einer gesunden Natur
usw. - Die Welt ist auch voll von Mitteln, um die Seele zu stärken, zu unterstützen und gesund
zu halten, neben verschiedenen psychotherapeutischen Methoden auch durch Kunst
und kulturelle Veranstaltungen, soziale Begegnungen, Feste feiern usw. - Und schließlich gibt es auch auf geistigem Gebiet eine Fülle von Anregungen und
Methoden, welche maßgeblich zur Stärkung der Gesundheit beitragen: Gottesdienste,
Meditationen, spirituelle Schulungen, Beschäftigung mit Philosophie und
eigenständigem Denken, um nur einige wenige zu nennen.
Es ist ein Skandal, dass in einer pluralistischen Gesellschaft in einer Krisensituation diese
unsere Kultur begründenden und teilweise seit Jahrhunderten bewährten Ansätze weder gehört
noch in Erwägung gezogen werden. Im Gegenteil: Spezialisten und Praktiker aus allen diesen
Fachgebieten und sogar erfahrene Kollegen und Wissenschaftler aus den eigenen Reihen der
sog. Schulmedizin werden, wenn sie sich zu Wort melden, systematisch als Verschwörungstheoretiker
usw. diffamiert. Wo bleibt da die Freiheit der Wissenschaft und wo bleibt da die
Menschenwürde?
*
Die Mehrzahl von gesunden Möglichkeiten zur Stärkung der ganzen Menschennatur sind durch
den sog. Shutdown gleich mit ausgeschaltet worden. Und dies unter dem Deckmantel der
Fürsorge und des Schutzes unseres Lebens!!! An dieser Stelle wird die Würde des Menschen mit
Füßen getreten, auf allen Ebenen. Ist die Menschenwürde gewahrt, wenn Mütter und Väter ihreKinder nicht mehr gemeinsam zur Welt bringen dürfen? Oder nicht mehr gemeinsam zum
Einkaufen gehen können, obwohl sie eine Aufsichtspflicht haben? Oder wenn Kinder nicht
mehr mit anderen Kindern zusammen aufwachsen dürfen? Oder wir unseren Berufen nicht
mehr nachgehen dürfen? Oder wir keine sportlichen, künstlerischen oder spirituellen
Veranstaltungen mehr besuchen dürfen? Oder unsere alten und kranken Menschen, unsere
Behinderten oder Dementen nicht mehr sehen dürfen, oder unsere Toten nicht mehr
gemeinsam begraben dürfen? Oder, oder, oder?
Das soll natürlich nicht heißen, dass es nicht bestimmte Grundregeln der Hygiene und des
Abstandes gibt, die sinnvollerweise einzuhalten sind, wenn ein Mensch von einer
Infektionskrankheit betroffen ist; das ist seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert worden, ohne
dass unser Gesundheitssystem oder irgend etwas anderes zusammengebrochen wäre. Wir
halten uns auch an die Vorgaben, selbst wenn diese teils fragwürdige Formen annehmen. Die
Mundschutz-Verordnung in der Öffentlichkeit ist ein solches Beispiel. Ich habe in der
Chirurgie-Ausbildung gelernt, wie ein medizinischer Mundschutz zu handhaben ist. Dies in
breiten Schichten der Bevölkerung angemessen umzusetzen fehlen alle Grundlagen. Die
negativen Folgen dieses Beschlusses sind dagegen unübersehbar: von einer Behinderung der
Atmung, der Förderung eines ungesunden Kleinmilieus bei unsachgemäßen Nutzung, über das
Auslösen von Panikattacken bei traumatisierten Menschen oder die Probleme beim
Lippenlesen von Gehörlosen bis hin zum nicht mehr Erkennen von Angehörigen durch
Menschen mit Demenz. Auch diese Liste lässt sich fast beliebig verlängern.
Die eigentliche Tragik besteht meiner Meinung nach darinnen, dass die Verantwortlichen in
unserer Regierung und scheinbar auch in den Regierungen anderer Länder wenig Verständnis
für die geistige Natur des Menschen haben. Ohne eine umfassende und anhaltende geistige
Beschäftigung mit den Grundlagen unserer Kultur und der menschlichen Entwicklung
überhaupt, kommen wir aber heute nicht mehr klar, das wird anhand dieser Krise überdeutlich.
So bleibt uns nichts anderes übrig, als dass jedes einzelne Mitglied unserer Gesellschaft sich
auf die Grundlagen unserer Verfassung und unseres Mensch-Seins besinnt und sich soweit es
möglich ist damit beschäftigt. Es ist offensichtlich geworden, dass die meisten politisch
Verantwortlichen dazu, zumindest zurzeit, nicht willens oder nicht in der Lage sind.
IV. Aufbruch zur Stärkung der Menschenwürde!
Wir dürfen mit Recht stolz darauf sein, dass die Mütter und Väter des Grundgesetzes den zu
Beginn genannten Artikel an die erste Stelle in unser Grundgesetz gestellt haben. Es ist eine
Art von Leitstern, der uns, hoffentlich noch lange, voranleuchtet. Natürlich wird es immer
wieder Abweichungen auf dem Wege einer Umsetzung geben, aber niemals sollte er ganz aus
den Augen verloren werden. Freiheit und Menschenwürde sind untrennbar miteinander
verbunden:
Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist
die Grundmaxime des freien Menschen. (7)
heißt es bei Rudolf Steiner in seiner schon zitierten „Philosophie der Freiheit“. Das bleibt bis in
alle Zukunft noch ein Übungsfeld für uns alle! Ohne das Streben zur Freiheit und zur
Entfaltung der ganzen Natur des Menschen, d.h. zur harmonischen Entwicklung von Körper,
Seele und Geist, wird die Menschenwürde uns abhanden- kommen. Jeder Mensch möge dies auf
seine Art und Weise machen.
Unsere Aufgabe ist es, an der Entwicklung unserer Menschenwürde selbst immer aktiver
mitzuarbeiten. Der Staat hat sich im Grundgesetz verpflichtet, uns auf unserem Weg zur
Entfaltung unserer Menschennatur zu schützen, der Bevölkerung zu dienen und nicht
verfassungswidrig zu regieren!!! Aber selbst, wenn die Regierung uns Steine in den Weg legen
sollte, so ist es immer noch an uns, ob wir uns die Menschenwürde nehmen lassen oder nicht!!!
- Niemand kann uns unsere Menschenwürde nehmen, wenn wir sie nicht fallen lassen!
- Wir können sogar besonders am Widerstand wachsen: Ohne eine Herausforderung gibt
es auch keine Entwicklung, ohne Krankheit keine Gesundheit. - Als mündige Bürger erinnern wir uns auch an den 2. Absatz von Artikel 1 (Schutz der
Menschenwürde) in dem es heißt:
Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen
Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und
der Gerechtigkeit in der Welt.
Wohlbemerkt: Wir alle sind das Deutsche Volk!!! Machen wir uns also auf den Weg unseren
Staat auf friedliche und freilassende Art zu einem wahrhaftig demokratischen Staat zu
gestalten, damit die Würde aller Menschen „im Geist der Brüderlichkeit“ verwirklicht wird.
Denn wir haben das Potential und die ursprüngliche Aufgabe das zu tun.
Nicht verbieten lassen wir uns das selbstständige Denken. Auch gestehen wir es anderen
Menschen zu. Durch ein eigenständiges, lebensbejahendes, schöpferisches und herzliches
Denken, das immer weiterentwickelt werden kann, wachsen wir unserer Bestimmung als
Menschen entgegen. Tragen wir unsere Menschenwürde als geistige Wesen mit vollem
Bewusstsein!
Literaturverzeichnis:
(1) Der Tagesspiegel vom 26.04.2020, Interview mit Bundestagspräsident W. Schäuble
(2) Giovanni Pico della Mirandola, „Über die Würde des Menschen“. Verlag: Reclam, Ditzingen, 1997
(3) Johann Gottfried von Herder, „Briefe zur Beförderung der Humanität“. Erstveröffentlichung 1794
(4) Friedrich Schiller, „Sämtliche Werke, Band 5, Hanser-Verlag, München, 1962
(5) Rudolf Steiner, „Die Philosophie der Freiheit“, S. 294, herausgegeben von Florin Lowndes im
Heartthink Verlag, 2008. Zum Download unter: www.heartthink.org.
(6) https://fragdenstaat.de/dokumente/4123-wie-wir-covid-19-unter-kontrolle-bekommen/
(7) Siehe Punkt (5), a.a.O. S. 294